Lust und Disziplin im Tantra

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Tantra = ungezügeltes Ausleben der Lust??
Auch hier gibt das Kularnava Tantra Tipps: “Fehlender Widerstand gegenüber sinnlichen Wünschen verkürzt die Lebensspanne…”

Da Tantra niemals moralisch war, es im Tantra also keine Gebote und Verbote genereller Art gibt, wurde es von westlichen Menschen manchmal missverstanden als Leben nach dem Lustprinzip. Wer rein nach dem Lustprinzip lebt, versteht aber recht bald, dass das auch nicht das „Gelbe vom Ei“ sein kann. Denn das ständige Ausleben der Wünsche und Genüsse führt bald zur Abstumpfung und zur Verflachung des Lustempfindens. Dann ist es vorbei mit dem fürstlichen Wohlgefühl. Oder aber, es wird der gleiche Reiz in kürzerer Abfolge oder verschärfter Form benötigt, um den gleichen „Kick“ zu erreichen. Und da klopft die Suchtkrankheit an die Tür. Deshalb versucht ein Tantriker zur Erhöhung der Lust, diese, wohl dosiert einzusetzen und sie manchmal sogar zu steigern durch Zeiten der Enthaltsamkeit. Der Tantriker enthält sich aber nicht aus moralischen Gründen. Nicht, weil er denkt, der Lust zu frönen sei schlecht oder schlimm, sondern er enthält sich im Wissen, daß durch die Disziplin seiner Sinne, diese später umso mehr geschärft sind und zigfach mehr geniessen können und dürfen. Und: Der Tantriker entwickelt auch seine Lüste immer weiter. Er probiert alles aus, worauf er neugierig ist. Er hört nie auf, in der Lust neue Fenster und Türen zu öffnen, wie ein neugieriges Kind. Wichtig: Der Tantriker vermeidet übertriebene Askese und Selbstquälerei, wie im Yoga oftmals empfohlen und praktiziert. Diese Extreme schlagen nämlich später nur in das Gegenteil um. Durch extreme Askese wird also kein Wachstum erreicht, sondern die Unausgewogenheiten verschlingen eine Menge Energie. Das ist wie die Schaukel: Fasten – und hinterher maßlos “fressen”.

Das richtige Maß und die richtige Zeit für Lust und Disziplin muss aber jeder selbst herausfinden. Das kann Dir keiner abnehmen. Wenn Du lange Zeit hart mit Dir umgegangen bist oder sehr hart erzogen wurdest, kann ein sehr freies und ungehemmtes Ausleben aller Lüste eine Zeit lang genau das richtige Mittel zur Heilung sein. Bevor Du Verhalten anderer bewertest, solltest Du Dir also nicht nur die Taten anschauen, sondern auch, welchen Menschen mit welcher Lebensgeschichte Du vor Dir hast. Dann verstehst Du eher, als zu verurteilen.

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