Die Tragikomik der egalisierten Gesellschaft

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Unbenannt

Mann-Sein oder Männchen in einer egalisierten Gesellschaft

Wenn die Egalisierung der Geschlechter so weit geht, dass dabei die Frauen ihre Weiblichkeit und die Männer ihre Männlichkeit verlieren, haben wir eine plattgewalzte geschlechtsneutrale Gesellschaft, in der beide Seiten sich traurig frustriert und verloren fühlen und nur noch um den Opferstatus wetteifern

Jetzt ist Zeit, die gesunde polare Spannung zwischen Mann und Frau wieder aufleben zu lassen

Von Lucian Loosen

In der geschlechtsneutralen Gesellschaft von heute reibe ich mir des Öfteren die Augen und frage mich: In welche Tragi-Komödie bin ich hier reingeraten? Mit eingefallener Brust, hängenden Schultern und Turnschuhen zu Shorts kommt ein Mann mit Freundin ins Restaurant. Er fragt sie kleinlaut: »Was meinst du, sollen wir uns hier hinsetzen oder lieber dort in die Ecke, oder vielleicht rechts?«

Anstatt zu beurteilen wo er sich am wohlsten fühlt und wo es am schönsten ist mit seiner Liebsten, druckst er herum. Anstatt die Entscheidung zu fällen und an den Tisch zu gehen, dort der Frau den Stuhl zurecht zu rücken und sie zu bitten Platz zu nehmen, schiebt er ihr die Entscheidung zu.

Führung
Die Tragikomödie geht bei der Bezahlung weiter: »lieber getrennt« oder »Kannst du heute mal, ich habe mein Portemonnaie vergessen.« Und wenn er bezahlt, sucht er nach Fünf- und Zehn-Cent-Stücken, anstatt ein ordentliches Trinkgeld zu geben. Hallo!? Warum kann der Mann eine Frau nicht einladen, damit sie sich umsorgt und beschützt fühlt? Warum fehlt ihm der Stolz und das Wohlgefühl, ihr einen schönen Platz und ein schönes Leben zu bereiten? Warum hat er sein Gehirn nicht dazu eingesetzt, genug Geld zu haben für ein Essen?
Und warum will sie sich nicht einladen lassen, vor lauter Angst, etwas von ihrer Freiheit und Unabhängigkeit einzubüßen? Heißt heute Geschenke anzunehmen, sich zum Sklaven des anderen zu machen? Wo sind die Freiheit und das entspannte Selbstwertgefühl geblieben, sich beschenken zu lassen mit gutem Gewissen? Du bist es wert! Oder etwa nicht?

Tier oder Engel, je nachdem
Was im Restaurant zwischen den Geschlechtern zu erstaunlichen Blüten führt, geht ja im Bett weiter. Davon abgesehen, dass ein Gegenwartsmann geschlechtlich chronisch unterversorgt ist, fehlt ihm das sexuelle Selbstbewusstsein oft ganz. »Hättest du es gerne so oder doch lieber so?« »War das jetzt angenehm so, oder willst du es doch lieber anders?« Ja, sind wir denn beim Friseur?
Der Mann soll bei der Sensualität führen. Ja, er liegt mit einem ebenbürtigen erwachsenen Menschen im Bett, und dieser kann sehr wohl selbst sagen, wenn ihm etwas nicht passt. Bis dahin aber soll der Mann die Führung übernehmen, und auch dann noch, auf seinen Partner eingehend. Er darf sich durchaus dem männlichen Instinkt überlassen und dann das Tier sein – oder auch der Engel – je nachdem wohin sein Instinkt ihn gerade führt.

Frauenkleider
Und wo steht das Bekleidungsgesetz geschrieben, dass Frauen nur noch Jeans tragen dürfen, Röcke und Kleider sind verboten? Was beneide ich die Frauen manchmal um die Luftigkeit und Leichtigkeit eines kurzen Rocks oder schönen Sommerkleides! Mensch Frauen, entspannt euch, ihr müsst nicht mehr nur etwas leisten, ihr dürft wieder mehr schweben und genießen. Selbst im kältesten Winter gibt es die schöne Angora-Strumpfhose mit kessem kurzem Wollrock und schicken Lederstiefeln – wie fühlst du dich darin? Und erweckt dieser Anblick nicht so manchen Mann aus dem Winterschlaf oder lockt ihn hinter seinem Tablet hervor? Was kann seinen hypnotisch aufs Smartphone-Display fixierten Blick zum Aufschauen animieren, wenn nicht ein heißer Damenrock?

Einander bewundern
Apropos aufschauen: Das wichtigste, auch in der geschlechtsneutralen Gesellschaft, ist, dass eine Frau zu ihrem Mann aufschauen kann. Das gilt übrigens auch umgekehrt. Ein Mann, den die Frau nicht bewundert, ist nicht der richtige für sie; und auch er sollte seine »Verehrte« bewundern.
Leider ist in der egalisierten Gesellschaft im Lauf von vier Generationen auch die Figur verrutscht. Die Frau hat eine Männerfigur mit breiten, wuchtigen Schultern, einem Stiernacken und schmalem Becken mit flachem Po. Der Mann oft schmale Schultern, eingefallene Brust, Hängeschultern, Bauch und Rettungsringe um die Hüften.

Wo ist da die stolz geschwellte Brust eines spanischen Toreros? Jetzt komme ich, hier bin ich! Die Körperhaltung und der Blick eines Uni-Sex-Mannes senden ständig non-verbale Signale aus den der Art: »Entschuldigung, dass ich auf der Welt bin, ich gehe ja schon wieder.« Während die egalisierte Frau non-verbal fleht: »Schau mich an, ich bin zwar überarbeitet, gestresst und frustriert, hätte aber doch einen Blick verdient!«

Die Wohnung der Frau
Ich es kommt noch schlimmer, wenn der Mann die Wohnung der Frau besucht. Die ist keine Heimat, sondern ein Schlaf-Asyl für Arbeitspausen, das sich noch im Rohbau befindet, früher hätte man es Wohnklo genannt. Ja wo sind denn die Gardinen? Äh, warum sind die Fenster schon elf Monate nicht geputzt? Und der Kühlschrank, darin gähnende Leere. »Ich hatte nicht vor, hier länger zu wohnen. Wenn der richtige Mann kommt, dann kaufen wir vielleicht mal was Schönes zusammen. Ich habe keine Zeit für Einrichtung und schöne Tapeten, ich bin so oft unterwegs.«

Schlimm, wenn ein Mann der Frau den Koffer die drei Etagen hochtragen will, weil es keinen Aufzug gibt, und sie sagt: »Das kann ich auch alleine, ich bin doch keine Tussi!« Obwohl es heute zu solchen Angeboten kaum noch kommt, weil der egalisierte Mann, besser als Jüngelchen zu bezeichnen, weder Muckis noch Willenskraft besitzt, um eine solche Gentleman-Tat zu vollbringen, denn es könnte dabei zum Schwitzfleck im neuen Hemd kommen, oder seine Fingernägel könnten leiden.

Unisex-Tanzen
Noch grotesker wird es beim Tanzen, wenn der Weichmann mit der verhärteten Eva tanzen möchte. Da ist nicht nur der Rhythmus völlig verkehrt – Hören wäre ja empfänglich, und das ist der Hartfrau völlig fremd – sondern auch das Sich-führen-lassen im Salsa oder Tango wäre für die egalisierte Frau zu unemanzipiert. Das Ergebnis ist ein abgehacktes unförmiges Herumhampeln ohne Lust und mit viel zertretenem Schuh-Leder, ich ringe nach Atem, wenn ich daran denke. Ob eine Frau noch Frau ist, kannst du schon nach nur fünf Sekunden Tanz diagnostizieren. Ihre Arme sind verspannt, Führungsimpulse des Mannes nimmt sie vorweg, was zu Gestolpere führt. Anschmiegsames Einlassen, das war mal, heute ist das durch ruppige Aktion ersetzt worden. Ist aber alles nicht böse gemeint – woher sollen Frau und Mann es auch nehmen, wenn es in ihrer Familie dafür keine Vorbilder gab, allenfalls nur in alten Filmen?

Bindungsfähigkeit?
Durch die geschlechtsneutrale Gesellschaft – der verweichlichte Mann und die verhärtete Frau – ist auch die Spannung zwischen den Geschlechtern und damit die Bindungsfähigkeit in Beziehungen verloren gegangen, ganz zu schweigen von den vielen traurigen Frauen, die mit Fünfzig trotz Kinderwunsch nie den Richtigen gefunden haben, und dann war es zu spät.
Oder die gelangweilten Geschäftsfrauen, die mit von Botox und Hyaluronsäure aufgespritztem Gesicht in der Lobby eines 5-Sterne-Hotels an ihrem Champagner nippen, begleitet von Selbstmord-Fantasien.

Ein neuer Himmel …
Und wer ist schuld an der ganzen egalisierte Misere? Niemand, es ist unser Schicksal. Und jetzt ist Zeit, die gesunde polare Spannung zwischen Mann und Frau wieder aufleben zu lassen. Nach dem zweiten Weltkrieg waren die Männer tot oder traumatisiert. Das hat bei den Söhnen zum Loch in der männlichen Seele geführt. Und die Frauen mussten für den Überlebenskampf ihren Mann stehen und die Hosen anziehen.

Doch der zweite Weltkrieg ist jetzt seit 70 Jahren vorbei. Ebenso die materielle Not. Die Söhne haben wieder Väter. Die Frauen brauchen nicht mehr ums Überleben zu kämpfen und niemandem mehr zu beweisen, was sie können und zu leisten im Stande sind. Sie dürfen sich dem Weiblichen wieder unschuldig hingeben, dem Tanzen, dem Fließen dem Genießen, dem Vertrauen und vor allem der wichtigsten aller weiblichen Eigenschaften, der Geduld. Um wieviel schöner wird diese Welt wieder, wenn Frauen einfach nur Frau sind und Männer einfach nur Mann. In der modernen liberalen Gesellschaft von heute wäre das ein neuer Himmel!

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