Siddhartha – der Tantriker

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Mit 45
ist das Leben
(mit faulen Kompromissen)
vorbei!

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Nach langer Zeit habe ich einmal wieder Hermann Hesse’s Siddhartha gelesen und bin auf’s Neue ganz begeistert: Nicht nur ist es ein Meisterwerk der Literatur- jeder Satz ein Genuss – gleichwohl können wir sehr viel daraus lernen.

Hesse beschreibt den Werdegang seiner Hauptfigur – wir selbst könnten es sein – von der Hochgeistigkeit und religiösen Bildung zur Askese und Entsagung von aller Weltlichkeit; von der Ablehnung einer „Lehre“ (und sei sie noch so gut) – zum Stürzen in die Sinnlichkeit bei der Kurtisane Kamala und das Ausleben der Themen Macht und Geld beim Kaufmann Kamaswami.

Die letzte Lebensphase ist dann die Synthese aus allen, als Siddhartha zum Fährmann kommt, dort die letzte Verwirklichung erfährt und für den Rest seines Lebens der primitiven Tätigkeit des Fähr-Taxi-Mannes nachgeht…und ganz nebenbei viele Menschen durch sein Dasein erleuchtet.

Aber was ist das Wesentliche, der Kern dieser indischen Erzählung von Hermann Hesse, die er selbst, als das dichteste und weiseste beschrieb das er je geschaffen hat?

Erstens: Es gibt keine Lehre, die erleuchtet. Sogar Buddha konnte nicht beschreiben, was ihn zur Erleuchtung brachte. Obwohl er eine sehr umfangreiche Lehre geschaffen hat.

Zweitens: Wissen ist wenig wert – es zählt nur die eigene Erfahrung aus der Praxis. Niemand kann sich direkte Erfahrung ersparen, der authentisch leben möchte und nicht aus dem Kopf heraus. So sind manche Umweg, Irrwege und Hindernisläufe im Leben, insgeheim der beste und kürzeste Weg zum Ziel. Nicht dass wir auch aus Fehlern anderer nicht lernen könnten, dennoch wahrhaft gelernt haben wir nur aus eigenen Erfahrungen.

So wie der Mann vorige Woche, der am Check-In-Schalter für seinen Gran Canaria-Flug wegen 3 min. Verspätung abgelehnt wurde. Daraufhin hat er tierisch geflucht. Es war das Flugzeug, das kurze Zeit danach abstürzte und dabei starben über 140 Menschen. So etwas wird er sein ganzes Leben nie mehr vergessen und daraus die perfekte Weisheit ziehen. Eine bessere Lehre gibt es nicht.

Drittens: Du kannst den Weg von keinem „Nachäffen“ auch nicht eines Vorbildes oder Lehrers und auch nicht den Weg von Siddhartha. Denn er selber ruft wieder und wieder dazu auf, die innerste Stimme zu hören, ihr zu folgen und sich von ihr leiten zu lassen. Es wäre also völlig falsch verstanden, absolut unsinnig, wenn einer nach dem Lesen des Siddhartha im Wald leben möchte und als einfacher Mann… (kann sein – aber wird es in den meisten Fällen nicht). Es gibt keine Schablonen für das Leben der eigenen Bestimmung. Wir können letztlich keiner äußeren Fährte folgen.

Das alles hört sich zunächst sehr klar an. Es ist sehr wichtig und fundamental. Und genau da setzt auch Tantra an – vielleicht eine „Anti-Lehre“. Denn Tantra sagt:

Erstens: Du musst alle Möglichkeiten auch des Egos gelebt und erfahren haben, vorher gibt es keine endgültige Befreiung (dazu gehören natürlich auch, Macht, Sex, Geld und Abenteuer – täglich erlebe ich – auch bei meinen Schülern, wie sie versuchen diese Bereiche als „unspirituell“ und „charakterlos“ abzuwerten.)

Zweitens: Tantra lehrt: Glaube nichts, was Du nicht selbst erfahren hast. Beweise dir die Richtigkeit einer Lehre, Meinung oder Anschauung, indem Du den Mut hast, Dich direkt in die Erfahrung zu stürzen. Das ist das Gegenteil davon, – außerhalb des Karussells zu stehen und darüber zu philosophieren, wie es sich dreht, warum es sich dreht, wie sich die Wahrnehmung beim Drehen verändert usw..

Ja, Siddhartha war ein Gelehrter, Siddhartha war ein Welt-Entsager, Siddhartha war ein Rebell, Siddhartha war ein Weltgenießer, Siddhartha war ein Draufgänger, der es wirklich wissen wollte, Siddhartha war ein risikobereiter Spieler, der sich selbst zum Einsatz gab, auch wenn er hoch gespielt hat. Siddhartha hat sich nicht geschont. Er hat nichts aufgespart für später oder „ein andersmal…“. Siddhartha wollte alles, kompromisslos. Und er hat alles bekommen auch wenn anders als jemals gedacht.

Alles Phasen, die ein jeder von uns zu durchleben hat. Fragt sich nur wann und in welcher Reihenfolge. Sogar der Schmerz eines Elternteiles, wenn das Kind voll Hass und Rebellion ist, wurde ihm nicht erspart – so kurz vor der endgültigen Erleuchtung und so schmerzlich und so menschlich. Mein persönlicher Weg ist klar aufgezeigt – weil er zufällig – ungewöhnlicherweise, dem des Siddhartha entspricht. Darum suche und finde Du, oh Leser, den Deinen Weg und die Lösung. Das wünsche ich allen zu meinem Geburtstag.

Tantra ist nicht, zu lauern im geschützten Häuschen, Tantra ist rauszugehen. Tantra ist nicht, sich zu schützen im starren Panzer, sondern sich dem Messer zu stellen und die Brust darzubieten.

Das ist tantrisches Heldentum – lebe es! Finde Deine Bestimmung.

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