Lucian's Tantra-Essayskulanava, die tantraschule Tantra für Paare

Suche nach Sex oder Suche nach spritueller Erleuchtung?

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Interviewer: „Heute ist das Interesse an Tantra sehr gross…“

Dieter Jarzombek: „Nein. Nein, das bezweifle ich. Das Interesse am Sex ist gross. Und ich glaube, dass viele Menschen das Tantrische, das Heilige, das Spirituelle in Kauf nehmen, weil sie sich so dem Thema Sex etwas angstfreier nähern können. Es ist ein Weg. Ich will ihn nicht verurteilen.“

 

„Interessanter Standpunkt“, dachte ich. Geäußert von einem Lehrer/Workshop-Leiter, einer Parallel-Szene zu Tantra.

Somit ist die Verflechtung des Tantra mit der Sexualität gleichzeitig Fluch und Segen. Fluch, weil Tantra gerade wegen des sexuellen Aspektes missverstanden und verleumdet wird. Segen, weil Tantra für manche durch den sexuellen Aspekt erst attraktiv wird.

Ich war es leid, in Yoga- und Psychotherapiekursen stets von 90% Frauen umgeben zu sein, weil kaum ein Mann sich für den spirituellen Weg interessierte.

Im Tantra  trifft ein instinktives Urbedürfnis, dass alle bewusst oder unbewusst in sich tragen (Sex) auf ein höheres Streben nach Weiterentwicklung der Persönlichkeit und darüber hinaus, welches nur vergleichsweise wenige bewusst verfolgen und auch trainieren.

Da hat der Dieter Jarzombek gar nicht so Unrecht. Für manchen ist die Sexualität der Aufhänger, um ein Tantra-Seminar zu besuchen. Wenn die Sexualität unerfüllt ist, sucht sie sich Wege. Wer sexuell nicht die Fülle lebt, sondern einen Mangel, ein Manko spürt, rennt nicht sofort zu einer/einem Prostituierten. Da ist für manche das moralische Tabu sehr groß. Und die es tun, finden dort meist nicht die große Erfüllung. So ist – besonders für die Männer, die erstmal mehr vom Körperlichen ausgehen, die Sexualität ein Zugang zu Tantra. Und das ist auch in Ordnung. Tantra ist es egal, warum Du kommst. Jeder kann sich in diesem Energiefeld weiterentwickeln. Tantra bewertet nicht und ist nicht moralisch. Einmal mit Tantra in Berührung gekommen, mit dem ganzheitlichen Ansatz der Weiterentwicklung und der Entfaltung des ganzen Potentials, finden Männer dann auch zur Seele und zum Geist Zugang und entwickeln sich durch Tantra dann begeistert weiter.

Die Frauen gehen das von Natur aus umgekehrt an: Sie möchten sich spirituell und vom Herzen her weiterentwickeln und merken: die Sexualität darf und muss auch mitgenommen werden. Und: Sie finden im Tantra Freude daran, sich von sexuellen Verletzungen und Blockaden zu heilen und die Herzensfülle mit der sexuellen Ekstase zu verbinden. Denn das Weibliche ist von Natur aus hintergründig sehr sexuell, weil das Weibliche archetypisch die Natur spiegelt.

Und so kommen beide Geschlechter im Tantra auf ihre Kosten, auch wenn die Anfangsmotivation und die Zugangstür unterschiedlich sein kann.

In einem Punkt muss ich Dieter Jarzombek widersprechen: Das Bedürfnis nach dem Heiligen, nach dem Spirituellen und Rituellen ist bei den Menschen heute genauso groß. Es ist eine tiefe Sehnsucht, weshalb der ganze spirituelle Markt, der Esoterik-Markt und auch die asiatischen Religionen Buddhismus, Hinduismus, Zen… sich hier schnell verbreiten. So ist eine riesige Szene entstanden, die nach „Ersatz-Religion“ suchte, weil sie sich nicht mehr mit der Kirche und den traditionellen Ritualen verbunden fühlte. Tantra ist keine Religion und auch keine Konvention, sondern bringt das Ganze auf eine neue Ebene.

Das Schöne am Tantra – es bringt beide Urbedürfnisse zusammen: das nach sexueller Erfüllung und das nach spiritueller Sinnfindung. Darum ist Tantra der perfekte Weg für den modernen Menschen.

Und dennoch wird Tantra nie eine Massenkultur werden. Und sie soll es auch nicht laut der authentischen spirituellen Tantra-Schrift: Sri Sri Kularnava Tantra. Es wird immer eine kleine Gruppe von eingeweihten Menschen bleiben, die über diesen Weg aufwachen möchten. Es soll auch allein deshalb keine Massenkultur werden, weil viele der starken Rituale missbraucht und missverstanden werden können. Darum sucht ein Tantriker nie nach dem „common sense“ der Gesellschaft, sondern zelebriert sein: ANDERS. Er/sie zelebriert täglich: ICH BIN ICH!

Tu’ es!